Zucker oder Süßstoff?
Zucker oder Süßstoff – Wie süß darf es sein?
Die angeborene Vorliebe für Süßes
Schon bei der Geburt verfügen wir über Geschmacksknospen, die Süßes erkennen können – ein evolutionäres Erbe, das bis heute eine wichtige Rolle in unserer Ernährung spielt. Muttermilch enthält rund 7 Gramm Zucker pro 100 Milliliter, deutlich mehr als Kuhmilch mit etwa 5 Gramm. Die natürliche Süße der Muttermilch motiviert Neugeborene zum Trinken – ein lebenswichtiger Reflex in den ersten Lebenstagen.
Evolutionäre Bedeutung des Geschmackssinns
Unsere Vorfahren verdanken der Fähigkeit, Süßes von Bitterem zu unterscheiden, einen entscheidenden Überlebensvorteil. Bitterkeit war oft ein Warnsignal für Giftstoffe, während süßer Geschmack auf energiereiche und meist ungiftige Nahrung hinwies. Ohne diese sensorische Trennschärfe wäre die Menschheit vermutlich nicht weit gekommen.
Heute: Luxusproblem Ernährung
Im Gegensatz zu früheren Generationen müssen wir heute nicht mehr um Nahrung kämpfen. Im Supermarkt stehen wir vor übervollen Regalen – ein „Schlaraffenland“ an Auswahl. Doch mit dieser Vielfalt wachsen auch die Herausforderungen: Viele Menschen essen zu viel, zu wenig oder falsch. Essstörungen, Übergewicht und Nährstoffmängel sind die neuen Probleme unserer Wohlstandsgesellschaft.
Praktisch, verarbeitet – aber nicht zwangsläufig schlecht
Tiefkühlgemüse, Konserven, vorgekochte Produkte – moderne Lebensmitteltechnologie bietet uns bequeme Alternativen zu frischen Zutaten. Viele dieser Produkte sind durchaus gesund, solange man auf die Inhaltsstoffe achtet. Kalorienreduzierte Varianten bieten sogar die Möglichkeit, Süßes zu genießen und gleichzeitig Gewicht zu reduzieren – zumindest in der Theorie.
Zucker oder Süßstoff – eine ungelöste Debatte
Die Frage, ob Zucker oder Süßstoff die bessere Wahl ist, bleibt umstritten. Wissenschaftliche Studien versuchen seit Jahrzehnten, Klarheit zu schaffen – mit gemischten Ergebnissen. Sicher ist: Zucker in hohen Mengen ist ungesund. Er fördert Übergewicht, kann Diabetes begünstigen, den Stoffwechsel stören und sogenannte „Glykation“ auslösen – eine Reaktion, bei der Zuckermoleküle Eiweiße beschädigen.
Doch wie so oft gilt: Die Dosis macht das Gift. Der Umgang mit Zucker ist individuell – manche Menschen reagieren empfindlicher, andere weniger.
Und was ist mit Süßstoffen?
Süßstoffe gelten als kalorienfreie Alternative zu Zucker. Doch sie sind nicht unumstritten. Studien legen nahe, dass sie möglicherweise den Appetit anregen – vor allem bei übergewichtigen Menschen. In einer interessanten Untersuchung wurden 85 Erwachsene in drei BMI-Gruppen eingeteilt (normalgewichtig, übergewichtig, adipös) und mit Zucker- sowie Süßstofflösungen getestet.
Ergebnisse:
Normalgewichtige reagierten auf Zucker mit einem verringerten Hungergefühl, Süßstoffe hingegen hatten diesen Effekt nicht.
Übergewichtige zeigten bei beiden Varianten – Zucker und Süßstoff – eine appetitanregende Wirkung.
Frauen reagierten sensibler auf Süßstoffe als Männer.
Die Studie war zwar klein, dennoch liefert sie spannende Hinweise: Für übergewichtige Personen könnten sowohl Zucker als auch Süßstoffe das Abnehmen erschweren.
Was bedeutet das für die Praxis?
Wer stark übergewichtig ist und abnehmen möchte, sollte – der Studie zufolge – sowohl Zucker als auch Süßstoffe zunächst meiden. Erst bei Erreichen eines gesunden Gewichts könnten kalorienarme Süßstoffe wieder in den Speiseplan integriert werden, ohne dass sie den Appetit weiter anregen.
Kohlenhydrate – notwendig oder verzichtbar?
Rein biologisch kann ein gesunder Erwachsener ohne Kohlenhydrate leben – allerdings auf Kosten seiner Leistungsfähigkeit. Das Gehirn benötigt täglich etwa 400 Gramm Glukose, um optimal zu funktionieren. In Zeiten ohne Kohlenhydrate kann es auf sogenannte Ketonkörper umschalten, aber geistige Leistungsfähigkeit und Konzentration lassen spürbar nach.
Für Menschen mit körperlichen oder geistigen Anforderungen – und das trifft auf die meisten zu – sind Kohlenhydrate daher essenziell. Sie liefern Energie für Arbeit, Denken, Bewegung und Alltag.
Der individuelle Weg ist entscheidend
Es gibt keinen universellen Ernährungsplan, der für alle Menschen funktioniert. Jeder muss herausfinden, welche Zusammensetzung von Zucker, Süßstoffen und Kohlenhydraten zu den eigenen Lebens- und Leistungsanforderungen passt.
Ein kompletter Verzicht auf Zucker und Süßstoffe kann für bestimmte Ziele – wie Gewichtsreduktion – sinnvoll sein, sollte aber nicht blind umgesetzt werden. Wichtig ist eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Ernährung und eine fundierte Entscheidung, die nicht von kurzfristigen Trends, sondern von wissenschaftlichen Erkenntnissen getragen wird.
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